In Europa und speziell in Deutschland ist man es gewohnt, fossile Energieträger als schlecht für die Umwelt zu sehen, da sie den Treibhausgaseffekt anheizen. In anderen Weltgegenden ist solch eine Sicht nicht so eindeutig. Wenn etwa als vorrangige Heiz- und Kochbrennstoffquelle Holz dient, das in kleinen, wenig effizienten Öfen direkt oder in einem sehr umweltschädlichen Prozess in Holzkohle umgewandelt und verbrannt wird, entsteht nicht nur lokal vermehrt CO2, Feinstaub und andere, auch kanzerogene Stoffe, die den Nutzern die Gesundheit ruinieren können. Sondern auch der Wald leidet, denn er wird genau dafür abgeholzt.

Anm.: Dieser Beitrag ist dem Buch „Flüssiggas und BioLPG in der Energiewende“ entlehnt (s. unten). Original-Quellen sind wegen der besseren Lesbarkeit hier nicht ausgewiesen, sind aber im Buch komplett angegeben.

Etwa drei Milliarden Menschen auf der ganzen Welt sind regelmäßig zu hohen Konzentrationen von Luftschadstoffen ausgesetzt, insb. durch das Verbrennen von Holz, (Holz-)Kohle, Dung oder Heizöl für Koch- und Heizzwecke. Diese Energieträger werden häufig über offenen Feuern oder in einfachen, ineffizienten Öfen eingesetzt, bei denen sie nur unvollständig verbrennen. Aus diesem Grund hinterlassen sie nicht nur Rückstände wie Asche, sondern setzen auch erhebliche Mengen an CO2 und anderen Schadstoffen, wie NOx, Feinstaubpartikel und Methan, frei.

Da diese Öfen in der Regel nicht über ein Abluftsystem verfügen, werden die Verbrennungsprodukte ungefiltert an die Umgebung abgegeben. Diese Art der Energienutzung ist nicht nur energieineffizient, sondern sie trägt auch zur globalen Erwärmung bei und schädigt die Gesundheit der ansässigen Bevölkerung. Die Luftverschmutzung in Innenräumen stellt ein globales Problem dar, das nach Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich zum frühzeitigen Tod von etwa vier Millionen Menschen führt.

Ländliche Räume auf der ganzen Welt sind häufig von einer modernen Erdgas-, Fernwärme- oder Elektrizitätsinfrastruktur abgeschnitten. In Subsahara-Afrika hatten im Jahr 2014 etwa nur 12 % der Bevölkerung Zugang zu sauberer Kochenergie. Der weit überwiegende Teil der Menschen in dieser Region nutzt deshalb Holz und Holzkohle für die Zubereitung seiner Speisen. Dies hat weitreichende Folgen für die Einwohner sowie die Umwelt und das Erdklima:

Die regelmäßige Exposition gegenüber zu hohen Konzentrationen an Schadstoffen in der Luft, insb. in Innenräumen, kann zu einer Vielzahl von Krankheiten, darunter Herz-Kreislauf-, Lungen- oder Krebserkrankungen, bis hin zum Tod führen.

Wälder spielen eine zentrale Rolle im Klimasystem der Erde, weil sie CO2 aus der Luft binden und damit einerseits die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre reduzieren und andererseits lebenswichtigen Sauerstoff (O2) produzieren. …

Dezentral einsetzbar: Flüssiggas

Aufgrund seiner Leitungsungebundenheit und der sich daraus ergebenden Flexibilität ist Flüssiggas (LPG) dazu in der Lage, andere Energieträger schnell und kostengünstig abzulösen. Für den Einsatz von LPG ist zwar der Aufbau einer gewissen Transport- und Lieferinfrastruktur notwendig, diese lässt sich jedoch meist kostengünstiger errichten als die Etablierung flächendeckender Strom- oder Gasnetze. Der Transport kann leitungsungebunden per Wasser, Schiene und Land erfolgen, sodass auch abgelegene Regionen erreichbar sind.

Im Vergleich zu Holz, Kohle, Heizöl und Diesel weist Flüssiggas sehr geringe lokale CO2- und Schadstoffemissionen auf: Es stößt bei der Verbrennung etwa 50 % weniger CO2 als Kohle, bis zu 23 % weniger als Diesel und ca. 20 % weniger als Heizöl aus.

Biomasse wie Holz hat weniger ein CO2- als ein Feinstaubproblem, weil bei seiner Verbrennung eine große Menge an gesundheitsschädigenden Partikeln freigesetzt wird. Mittlerweile sind zwar moderne Biomasseöfen erhältlich, welche grundsätzlich effizient heizen und die Emissionen im Vergleich zu früheren Öfen reduzieren. Eine Vielzahl von Studien kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass die Schadstoffbelastung dieser Öfen in Innenräumen nach wie vor über den WHO-Grenzwerten für Luftschadstoffe liegt.

Gegenüber Pellets stößt Flüssiggas bis zu 98 % weniger Feinstaubpartikel aus, gegenüber Heizöl 45 % weniger.

Aufgrund des geringen Schwefelgehalts von Flüssiggas sind auch dessen Schwefelemissionen bei der Verbrennung vernachlässigbar.

Die NOx-Emissionen liegen bis zu 98 % unter denen von Diesel, fast 20 % unter denen von Heizöl und sogar 5 % unter denen von Erdgas. Damit ist das Gas, bei Beachtung der Sicherheitshinweise, auch für die Nutzung in Innenräumen geeignet.

Viele Regierungen weltweit haben sich dazu entschieden, die Nutzung von Flüssiggas als Kochenergie in ihrem Land massiv zu fördern, um die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda 2030 zu erreichen. Beispielhaft werden an dieser Stelle folgende Staaten genannt:

Angola und Gabun haben beschlossen, den Anteil von Flüssiggas an der Kochenergie bis 2025 auf 100 % zu erhöhen.

Niger plant, den Anteil bis 2030 auf 85 % in urbanen und auf 60 % in ländlichen Gegenden zu steigern.

Nigeria und Togo haben sich das Ziel gesetzt, den Anteil von Flüssiggas am nationalen Kochenergiemix bis 2030 auf 80 bzw. 75 % zu heben.

Die Regierung Ghanas zielt auf eine LPG-Marktdurchdringung von 50 % bis 2020 ab.

Unterstützt werden Staaten dabei von der Global LPG Partnership, die in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Regierungen bereits erfolgreich den Markthochlauf von Flüssiggas in Bangladesch, China, Ghana, Guatemala, Indien, Kamerun, Kenia, Nigeria, Peru, Ruanda, Senegal, Südafrika, Tansania und Uganda angestoßen hat.

Der Wald wird geschützt

Durch den Ersatz von Biomasse durch Flüssiggas lässt sich laut KfW weltweit ein wichtiger Beitrag zum Waldschutz und damit zum Kampf gegen die globale Erwärmung leisten. Allein in der abgelegenen Himalaya-Region Indiens konnte die verbrauchte Holzmenge der lokalen Dörfer von 475 kg pro Kopf und Jahr zwischen 1980 und 1985 durch den Einsatz von Flüssiggas zwischen 2000 und 2005 auf 46 kg pro Kopf reduziert werden. Auch im Senegal reduzierte die verstärkte Nutzung des Gases in den 1970er Jahren den Holzkohlekonsum um 90.000 t sowie den Holzverbrauch um 70.000 t im Jahr. Das senegalesische Energieministerium führte 15 % des Abholzungsrückgangs auf die Einführung von LPG zurück.

Buch „Flüssiggas und BioLPG in der Energiewende“

Dieser Beitrag ist dem Buch „Flüssiggas und BioLPG in der Energiewende“, erschienen im März 2020 im VDE VERLAG entlehnt. Energieblogger Frank Urbansky ist Mitautor. Das Buch ist bei den bekannten Online-Händlern und im Buchhandel erhältlich.

Angaben zum Buch

Thomsen, Uwe/Kusch, Maira/Urbansky, Frank: Flüssiggas und BioLPG in der Energiewende

  • Grundlagen und Perspektiven
  • Biogenes und synthetisches Flüssiggas
  • Vielfalt der Anwendungen

Umfang:                                    478 Seiten
Auflage:                                     1. Auflage 2020
Erscheinungsdatum:               18. März 2020
Preis:                                          59,00 €
Größe:                                        170 x 240 mm
Einband:                                    Festeinband
ISBN:                                           978-3-8007-4868-6
ISBN E-Book:                             978-3-8007-4869-3
Verlag:                                        VDE VERLAG, Berlin
Bestellung:                                  

https://www.vde-verlag.de/buecher/664868/fluessiggas-und-biolpg-in-der-energiewende.html

Mehr zum Buch hier:             https://fluessiggas-energiewende.de/

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